Die Geschichte der Altarbibel der Kreuzkirche

„Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde“ 
Die Altarbibel in der Kreuzkirche ist ein Faksimile, also eine Reproduktion der ersten vollständigen Bibel mit Altem und Neuem Testament in der Übersetzung von Martin Luther. Das Original wurde 1534 vom Buchdrucker Hans Lufft in Wittenberg hergestellt.
 Der Architekt der Kreuzkirche, Otto Risse, stiftete sie zur Einweihung und dem ersten Gottesdienst am 26. Januar 1936.
In den letzten Tagen des zweiten Weltkriegs wurden leider neun Seiten von russischen Soldaten ausgerissen. In diesem Zustand verblieb die Bibel bis 2018 auf dem Altar in unserer Kirche. 
In all den Jahren wurden mehrere Anläufe unternommen, jemanden zu finden, der die Reparatur und Vervollständigung der Bibel fachgerecht durchführen konnte. Im Frühjahr 2018 haben wir uns der Sache angenommen. Nach Suche und Recherche, unter anderem in Wittenberg, wurden wir auf Frau Barbara Schinko aufmerksam. Mit ihr hatte das Lutherhaus Wittenberg bereits bei anderen Restaurationsprojekten zusammengearbeitet. Nach telefonischem Kontakt trafen wir uns mit Frau Schinko an ihrer Wirkungsstätte in der Deutschen Nationalbibliothek Leipzig. Dort wird auch das Original unserer Bibel verwahrt. Nach Begutachtung nahm sie sich der Aufgabe der Reparatur und Rekonstruktion der Bibel an. Endlich hatten wir jemanden gefunden, der uns helfen konnte.
Aber die Aufgabe war schwierig und brauchte Geduld und Zeit. Das Buch des Predigers gibt dazu den passenden Rat: „Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde“ (Prediger 3,1) Zuerst wurden die Reste der alten Blätter aus der Bindung entfernt. Anschließend musste ein hochauflösendes „Digitalisat“, also eine Art elektronische Kopie, der Originalbibel gefunden werden. Dann wurde der Fortgang durch eine langwierige Erkrankung aufgehalten. Aber Gottlob gegen Ende 2021 kam Bewegung in die Sache. Frau Schinko informierte uns, dass sie den entscheidenden Schritt weitergekommen ist und das passende Digitalisat bekommen hat. 

Resrauration

Im nächsten Schritt musste passendes Papier gefunden und so bedruckt werden, dass der Druck auf der Vorder- und Rückseite korrekt abgebildet wird. Dabei sind viele Blätter bedruckt und verworfen worden. Im Ergebnis konnten die fehlenden neun Seiten passend gedruckt und in die Bibel eingefügt werden.
Am letzten Januartag 2022, und damit genau 86 Jahre und eine Woche nachdem die Bibel gestiftet wurde, konnten wir die restaurierte Bibel im Atelier von Frau Schinko in Moritzburg abholen.
So wie das Volk Israel 40 Jahre durch die Wüste ziehen musste, bevor es ins verheißene Land gekommen ist, so ist nun auch unsere Altarbibel vollständig und in neuem Glanz wieder an dem für sie bestimmten Platz angekommen. 
(Kirstin und Thomas Wildner)