Gemeindeleben in der Kreuzkirche (1990 - 2010)

"Die Zeiten ändern sich“

Aus der Festschrift "75 Jahre Ev. Kreuzkirche Mahlsdorf"

Die 90er Jahre waren geprägt durch eine Vielzahl von Veränderungen, die sich direkt oder indirekt auf unsere Gemeinde auswirkten. Die über lange Zeit tätigen hauptamtlichen Mitarbeiter wurden nach treuen Diensten verabschiedet und in den wohlverdienten Ruhestand geschickt. Nach dem Verlust unserer Kirchendienerin Regina Nowosadko und dem Ausscheiden des Heizers Peter Fabis trat auch Andreas Muntschick, Kantor und Kirchenmusikus, 1992 aus dem aktiven Dienst zurück. Unsere Gemeindeschwester, Marianne Lutz, die lange Zeit den Diakonischen Kreis leitete, wurde wenig später verabschiedet.

Ein schwerer Verlust für unsere Gemeinde war das Ende der 30jährigen Dienstzeit unseres dritten Pfarrers, Werner Nier, am 28. September 1997. Unsere sehr von den Kindern geliebte Katechetin Ingrid Modrow verließ die Gemeinde als glückliche Rentnerin ein Jahr später. Aufgrund der angespannten Finanzlage der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD) konnten keine neuen hauptamtlichen Mitarbeiter die ehemaligen ersetzen. Eine harte Bewährungsprobe stand unserer Gemeinde bevor. Wie sollte die Kirchenarbeit ohne einen Pfarrer und seinen Mitarbeiterstab weitergehen? Der Weg, der vor uns lag, war sehr steinig und oft nur unter großen Anstrengungen zu meistern, doch der Wille nach dem Weiterleben der Kreuzkirchengemeinde war ungebrochen. Die Gemeindeleitung wurde kommissarisch dem langjährigen Kirchenältesten, Klaus Katsch, übertragen. Diese Arbeit umfasste ursprünglich die Pflege des Gemeindelebens sowie die Planung und Organisation der Gottesdienste und der Jubiläen. Für die Kinderarbeit und Christenlehre konnte Holger Brose, Gemeindemitglied in Mahlsdorf-Süd, gewonnen werden. Die Gemeindebegleitung im Gottesdienst an der Orgel übernahm Herr Ernst Helge auf Honorarbasis. Große  Unterstützung erhielt er dabei von seiner Frau, die ihm in Gottesdiensten mit ihrer Flöte zur Seite stand. Den Kinderchor, gegründet von Immanuela Laudon, übernahm nahtlos Brigitte Roy. Die Lücke unserer Kirchendienerin schlossen Simone Mackowiak – mit Verantwortlichkeit für die Kirche – und Ute Bartenstein – mit Verantwortlichkeit für das Gemeindehaus. Vergessen sei an dieser Stelle nicht der Dienst und das Engagement der vielen nicht genannten Gemeindemitglieder, die sich je nach ihren Gaben ebenfalls für die Erhaltung unserer Gemeinde stark machten.

Nach langem Hadern berief die Kirchenleitung am 8. April 1999 den Kirchenältesten Klaus Katsch offiziell zum Gemeindeleiter. Die Amtseinführung erfolgte am 24. Mai 1999 durch den Superintendenten Rißmann in einem Festgottesdienst. Diese Berufung war bisher einzigartig in der EKD, ein ehrenamtlicher Mitarbeiter, dem die Leitung einer Gemeinde anvertraut wurde. Mit Gottes Hilfe und viel Arbeit gelang die Wiederbelebung unserer Gemeinde. Im September des gleichen Jahres scharte Michael Katsch eine Handvoll sangesfreudiger Menschen um sich, aus denen sich der neue Sängerchor der Kreuzkirche entwickelte. Ebenfalls erfreulich war der Neubeginn der ,,Jungen Gemeinde“. Unter der Federführung von Janin und Matthias Katsch kommen nun die Jugendlichen regelmäßig unter Gottes Wort zusammen. Der bisherige Ehepaarkreis, ein Treffpunkt für Verheiratete, hat sich indes zum offenen Gesprächskreis gewandelt. Die Organisation obliegt Ute Bartenstein. Regelmäßig trifft sich auch weiterhin der Bibelstundenkreis. Unter der geistlichen Führung von Pfarrer Täuber durch die Bibeltexte nimmt Liane Bischof die Leitung des Kreises wahr. Trotz des Ausscheidens unseres Kantors aus dem aktiven Dienst, ließ sich seine Frau, Elisabeth Muntschick, nicht die Arbeit im Frauenkreis und der Frauenhilfe nehmen. Mit großem Interesse von außerhalb wird immer wieder auf unseren Posaunenchor geblickt, der 2011 sein 40. Jubiläum feiert. Mit viel Engagement leitet der Gründer, Klaus Katsch, eine stattliche Schar von Bläserinnen und Bläsern.

Das Jahr 2000 – von vielen als das große Millennium gefeiert bzw. von Informatikern gefürchtet – läutete auch in unserer Gemeinde ein neues Zeitalter ein. Große Herausforderungen standen vor uns. Im März des selbigen Jahres beteiligte sich unsere Gemeinde an der bis dato größten Evangelisation innerhalb Deutschlands – ProChrist 2000.

Posaunenchor

Dank großzügiger Spenden und vielen Anstrengungen erstrahlte unsere Kreuzkirche ein Jahr später anlässlich des 65. Kirchweihfestes in neuem Glanz. Stolz erhebt sich die restaurierte Kirchturmkugel über unserer Kirche in goldener Pracht und begrüßt jeden Besucher wieder mit den Luther-Worten “Ein feste Burg ist unser Gott”. Im Wonnemonat Mai erging dieser Gruß selbst an unser Kirchenoberhaupt – Bischof Dr. Wolfgang Huber. Am 2. September 2001 erfuhr unsere Gemeinde einen besonderen Segen. Nach vier Jahren Vakanz feierten wir die Einführung unseres vierten Pfarrers, Sven Täuber, den sich Mahlsdorf-Nord und Hönow jeweils zur Hälfte teilen.

Beinahe ein Jahr später weihte unsere neue Superintendentin Beatrix Forck unseren Jugendraum “JuRaNo” ein. Ein starker Anwuchs der Jungen Gemeinde hatte zu räumlichen Engpässen geführt. Doch nicht nur unsere Jugend nutzt die neuen Räumlichkeiten. Ein im September 2002 von Janin Katsch und Meike Nadobny ins Leben gerufener Mutter-Kind-Club bringet “neues” Leben in unser Gemeindehaus. Damit die jüngsten Mitglieder den Anschluss an unser Gemeindeleben nicht verpassen, gründete unser Gemeindeleiter, Klaus Katsch, am 18. Mai 2004 die “Kleine JG”. Eine neue Form der Gottesdienstfeier wurde im September durch das Jugendprojekt “The Way out” eingeführt. Unter den Fittichen von Daniel Katsch und seinem Leitungsteam erfreut uns die neue Jugendband einmal im Monat mit ihren frischen Klängen. Doch Freud und Leid kommen immer zu zweit. Am 18. Januar 2005 verstarb unser langjähriger Förderer und Superintendent im Ruhestand – Joachim Rissmann im 69. Lebensjahr. (Johannes Katsch)

Im 75. Jahr des Bestehens der Kreuzkirche wird gern in die Vergangenheit zurückgesehen. Die Gemeinde ist in dieser Zeit durch Höhen und Tiefen gegangen, hat die düstere Geschichte des 2. Weltkrieges und die schwere Zeit der DDR überstanden. Diese letzte Zeit wurde durch die beiden langjährigen Pfarrer Heinz Wilke und Werner Nier geprägt. Die Wende 1989 brachte nicht nur positive Auswirkungen mit sich. Zwar konnte 1995 das neue Gemeindehaus eingeweiht werden, doch nach dem Eintritt von Pfarrer Nier 1997 in den Ruhestand ist die Pfarrstelle nicht sofort wieder und durch die Neugründung der Pfarrsprengels Mahlsdorf/Hönow nur in einem Umfang von 50 Prozent besetzt worden. Mit Hilfe von Klaus Katsch konnte jedoch die aktive Gemeindearbeit fortgesetzt und Arbeitsbereiche wie Chor und Junge Gemeinde neu belebt werden.

So lernte ich im Sommer 2007 eine aktive Gemeinde kennen, die sich auf die Zusammenarbeit mit einem neuen Pfarrer freute. Seitdem ist das Gemeindeleben lebendig geblieben. Mit ebenso großer Zuversicht sehen wir in die Zukunft. Die Gemeinde hat beschlossen, gegenüber der Kirche einen neuen Kindergarten zu errichten. Wir erhoffen uns dadurch neue Impulse für die Gemeindearbeit. Freuen würden wir uns auch über die Errichtung von seniorengerechten Wohnungen und anderen Einrichtungen für ältere Menschen, mit denen wir als Gemeinde zusammenarbeiten können und dadurch unser Gemeindeleben bereichern. Kinder und ältere Menschen werden oft als die Schwächeren bezeichnet und verlieren in unserer Gesellschaft immer mehr an Bedeutung. Für uns als Gemeinde sind sie jedoch ein wichtiger Bestandteil. So steht es auch in der Jahreslosung für das Jahr 2012, dem Jahr der Eröffnung des Kindergartens. Der Herr Jesus Christus hat dem Apostel Paulus zugesagt: „Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig“ (2. Kor 12,9). So wollen wir zuversichtlich in das neue Jahrzehnt gehen. (Schlußwort in der Festschrift von Pfarrer Frank Grützmann)