Monatsspruch Dezember 2021

„Ich komme und will bei dir wohnen.“ Würden wir uns freuen, wenn Gott bei uns wohnen wollte? Vielleicht würden wir sagen: „Wir haben ja noch gar nicht aufgeräumt. Wenn du bei uns wohnen wolltest, dann würde ich schon gern vorher noch aufräumen und meine Angelegenheiten sortieren. Oder wollen wir nicht vielmehr selbst bei Gott wohnen – bei Gott sein – wie Gott sein? Martin Luther schrieb einmal: „Es war einmal ein frommer Mann, der wollte schon in diesem Leben in den Himmel kommen. Darum bemühte er sich ständig in den Werken der Frömmigkeit und Selbstverleugnung. So stieg er auf der Stufenleiter der Vollkommenheit immer höher empor – bis er eines Tages mit seinem Haupte in den Himmel ragte: aber er war sehr enttäuscht: der Himmel war dunkel leer und kalt. Denn Gott lag auf der Erde in einer Krippe.“ Denn siehe, ich komme und will bei dir wohnen, spricht der Herr. Gott will nicht im Himmel wohnen, unnahbar. Er will bei uns zuhause sein. So einfach ist das. Das bietet er uns an. Man kann Gott auch anders glauben. Die Ägypter glaubten Gott verkörpert als Sonne und die Sklaven mussten Pyramiden bauen und ihre Herrscher fürchten. Oder Gott verkörpert sich im Land. Und sie marschieren im Namen ihres Gottes, um mehr Land ihr Eigen zu nennen und müssen den Stärkeren fürchten. Oder er verkörpert sich in Gold und Geld und der Fromme muss reich werden. Oder er verkörpert sich in der Scharia - im Gesetz - und der Schuldige muss um Gottes willen bestraft werden. Oder Gott verkörpert sich nur in dieser Kirche, nur in diesem Tempel, nur in diesem christlichen Abendland. Dann sind alle anderen verkehrt, sie gehören nicht dazu und müssen aus diesem Land ausgewiesen werden. Wir sehen an unserer Welt gerade die Folgen solcher Überzeugungen. Siehe, ich komme und will bei dir wohnen, spricht der HERR. In diesem Kind in der Krippe wird anderes über uns gesagt. Der das Universum in gigantischer Kraft auseinander treibt und Sternennebel, Galaxien und Welten entstehen lässt, der, den Himmel und Erde nicht fassen können, der sagt zu uns: Freue dich und sei fröhlich, ... ich will bei dir wohnen. Sei mein Kind. Ich liebe dich immer schon und für immer. Du musst dich meiner nicht bemächtigen. Du musst mich nicht zwingen. Du musst mich nicht mit Kriegen auf deine Seite ziehen. Du musst nicht mit Demos recht behalten wollen. Du musst nicht groß und stark sein, makellos und perfekt. Du bist die, die zu mir gehört, du bist der, auf den ich nicht verzichten will, so wie du bist. Bei dir will ich einziehen. Der im Zellkern unerforschlich mit dem Zufall spielt, der aus glühenden Gesteinsbrocken alle Lebewesen schuf, der weiß so genau, wie oft wir uns im Weg sind. Wie oft wir tun, was wir nicht wollen. Und was wir im Herzen wollen, tun wir nicht. Er weiß, wie viel Erde, Trieb und Gier an uns hängen, wie blind wir für das Ganze und wie scharfsichtig wir für den eigenen Vorteil sind. Und in diesem Kind sagt er: Der Weltwille kannte dich, bevor du gezeugt und geboren wurdest. Er will dich, so wie du bist. Er lässt dich sich gefallen. Freue dich, du bist sein Zuhause. Zu Weihnachten feiern wir, dass Gott ist. Wir feiern, dass der Grund der Welt Liebe ist. Und wir glauben das! Und wenn uns dieser Glaube ausgeht, dass in uns und jedem Menschen ein Zipfel Gott ist, dann wollen wir uns immer wieder sagen lassen: Freue dich und sei fröhlich! Denn siehe, ich will bei dir wohnen, spricht der HERR. Ein gesegnetes Weihnachtsfest wünscht Ihnen allen Ihr Pfarrer Frank Grützmann

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