,,Gott sei Dank, das haben wir geschafft.“ ,,Ein Glück, ich bin durch“ „Ach, bin ich froh. Ich bin über den
Berg.“ So sprechen wir, wenn wir etwas Schweres durchgestanden haben und hinter uns lassen konnten.
Diese Erfahrung hat wohl jeder schon einmal gemacht: Nach einer schweren Zeit wieder aufatmen können.
Da ist das Herz wieder leicht. Die Sorge lastet nicht mehr auf der Seele. Durchgestanden. Über den Berg.
Unsere Erlebnisse damit mögen unterschiedlich sein. Der eine war in großer Not, die andere schwerkrank.
Wieder ein anderer hat sich große Sorgen um einen lieben Menschen gemacht.
Auch der Seher Johannes hat solch eine Erfahrung gemacht. Trotzdem lobt er Gott aus vollem Herzen.
Ach, wenn die Lebenssituationen doch immer so wären, dass man Gott aus vollem Herzen loben und
preisen könnte. Aber sie sind es eben nicht immer. Sie haben es sehr schwer, die Christen in Kleinasien.
Johannes weiß es. Er leidet selbst darunter. Mit seinem Schreiben will er den Christen Mut machen, trotz
aller schlimmen Erfahrungen ihren Glauben und ihr Vertrauen auf Gott nicht aufzugeben. Menschen,
die sich in einer bedrückenden Situation befinden, können ihren Kopf gar nicht mehr heben. Gesenkten
Hauptes sehen sie nur noch das, was unmittelbar vor ihnen ist. Johannes will ihnen Mut machen, trotz
allem gegenwärtigen Erleiden den Kopf nicht hängen zu lassen, sondern ihn aufzuheben und nach oben
in den Himmel zu schauen. Damit will er sie nicht vertrösten, dass da einmal alles besser sein wird. Nein,
sie sollen aufsehen auf das, was im Himmel gefeiert wird. Gott wird gelobt und gepriesen. Er hat den Sieg
behalten. Sah es auch manchmal so aus, als ob er weit weg gewesen wäre, haben sich die Menschen auch
manches Mal von ihm verlassen gefühlt - er hat doch gesiegt.
Noch ist es nicht soweit. Noch erleiden wir unterschiedlich Schweres in unserem Leben, müssen durch
Angst und Unglück hindurch. Sicher, in so einer schlimmen Verfolgungssituation wie die Christen in
Kleinasien leben wir nicht.
Aber sieht es nicht so aus, als stürzt sich die Welt selbst ins Unglück, weil wir Menschen immer noch
nicht gelernt haben, anders als mit Hass und Gewalt miteinander umzugehen? Was wird aus unserer
Welt, wenn wir Menschen immer weiter voran - und höher hinauskommen wollen? Niemand zwingt uns
heute, einem Götzen zu huldigen und ihn als Gottheit anzubeten. Und doch sieht es so aus, als hätte eine
Macht alles in ihren Händen, und jeder lechzt danach, etwas Macht und Einfluss von ihr abzubekommen.
Ihre Machtmittel sind Geld, Ansehen, Fortkommen, technischer Fortschritt. Ihr Glaube lehrt, alles ist
machbar, herstellbar. Sogar Leben wird einmal machbar sein, so wie man es will. Und wem dies scheinbar
verwehrt wird, der kennt als Mittel zum Ziel nur die Gewalt.
Doch Johannes ist sich sicher: Das Leid hört auf. Gott behält den Sieg. Das ist christliche Hoffnung. Wir
brauchen den Kopf nicht für immer hängen zu lassen, sondern können aufblicken. Jesus Christus hat
sich dafür eingesetzt, dass wir an Gottes Sieg teilnehmen können. Der Glaube an ihn macht uns Mut,
einzustimmen in das Lob Gottes. Ihr Pfarrer Frank Grützmann