Die Dorfkirche in Schöneiche

Schöneiche kann sogar mit zwei markanten Kirchen aufwarten, neben der barocken Schlosskirche, seit Jahren entwidmet und gern für Ausstellungen, Konzerte oder Hochzeiten genutzt, gibt es die Feldsteinkirche aus dem 15. Jh., bis zum Zusammenschluss der beiden Dörfer Schöneiche und Kleinschönebeck am 1. April 1939 zum Dorf Kleinschönebeck gehörend.

Die Saalkirche aus unbehauenen Feldsteinen mit eingezogenem Westturm wurde im Dreißigjährigen Krieg stark in Mitleidenschaft gezogen. Im Zuge der nachfolgenden Instandsetzungsarbeiten in der zweiten Hälfte des 17. Jh. konnte 1680 der im oberen Teil verbretterte Turm errichtet werden. Auffällig ist an dessen Schauseite eine eingefügte Spolie (d. h. wiederverwendeter Bauteil) aus Rüdersdorfer Kalkstein in Gestalt eines Kreuzes, möglicherweise vorher als Grabstein oder Sühnekreuz in Gebrauch, mit einer nischenartigen Vertiefung für ein Grablicht.

Erhaltungsarbeiten waren im 17. und 18. Jh. immer wieder erforderlich, ein gravierender Schaden entstand um 1780:  der Ostgiebel hatte sich komplett vom Baukörper gelöst und ragte knapp einen halben Meter weit in den Kirchhof hinein. Seitdem stützen drei massiv gemauerte Pfeiler den fensterlosen geraden Chorabschluss. Erkennbare Veränderungen im Mauerwerk weisen auf größere Fenster hin, sie brachten mehr Licht in den Innenraum. An der Südseite gibt es eine Rundbogenpforte mit einem schmiedeeisernen Gitter, die sogenannte Brautpforte oder auch Priesterpforte, gegenüber auf der Nordseite, die Begräbnispforte, ist zugemauert.

Bekrönt wird das Bauwerk durch ein mit Biberschwänzen gedecktes Walmdach. Im Innenraum ist eine Holzbalkendecke eingezogen. Der Fußboden besteht aus roten Ziegeln.

Die Kirche besitzt einen Kanzelaltar - der fünfseitige Kanzelkorb ist mit dem Altar verbunden - eine für die Entstehungszeit 1722 in vielen evangelischen Kirchen typische Anordnung, die die Bedeutung von Predigt und Abendmahl in besonderer Weise betont.

Die schlichte Innenausstattung mit gusseisernem Taufbecken und silberner Taufschale, Holzbänken und Orgelempore stammt aus der Zeit der Umgestaltung in den Jahren 1851/52. Die Orgel von 1852 aus der Berliner Werkstatt Ferdinand Lange war bald nach dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr spielbar und wurde 1980/81 ersetzt durch ein Orgel-Positiv von Gerhard Böhm/Gotha.

Eine Marienfigur mit Kind, Petrus und der heilige Christophorus – Schnitzfiguren, die sich im evangelischen Kirchenraum in dezenter Zurückhaltung präsentieren.

Ein interessantes Wanddenkmal zeugt von der Trauer um eine 48jährige Frau und die 17jährige Tochter, beide in derselben Nacht verstorben. Trost findet der Witwer in der frommen Zuversicht, „wenn lebensmüde unser Auge bricht, vereint uns Gott zu seinen Himmelsfreuden“. In seiner Gestaltung erinnert die Gedenktafel von 1838 an ein Totenkronenbrett: Ein Brauch, der etwa vom Ende des 17. Jh. bis teilweise weit ins 19. Jh. hinein praktiziert wurde. Geflochtene, mit bunten Bändern und Blumen verzierte Totenkronen wurden unverheiratet Verstorbenen, vornehmlich Kindern und jungen Menschen bis etwa dreißig Jahren (in Ausnahmen auch Älteren) zunächst auf den Sarg gelegt.  Nach der Beisetzung fanden sie dann einen dauerhaften Platz in der Kirche, zumeist auf einem beschrifteten Konsolbrett, das den Namen, die Lebensdaten und manchmal auch die Todesumstände vermerkte.  Da die Kronen aus pflanzlichem Material gefertigt waren, wurden sie mit der Zeit unansehnlich, mancherorts fertigte man verglaste Gehäuse oder Bilderrahmen an, Mitte des 19. Jh. verschwand diese Sitte als altertümlich. (siehe dazu Fontane, Wanderungen Bd. 3, Alt Geltow). Eine stattliche Sammlung findet man im Übrigen in der Jesuskirche Berlin-Kaulsdorf.

Zur Kirche gehören zwei Glocken. Die ältere der beiden Glocken stammt aus dem 15. Jahrhundert, die zweite aus dem Jahr 2006 als Ersatz für die im Zweiten Weltkrieg eingeschmolzene.

Ein gepflegter Kirchhof mit neuen und älteren Grabstätten lädt zum Verweilen ein. Seit den 1970er Jahren wurden auf der Südseite Grabmale des alten Schöneicher Gutsfriedhofs aufgestellt.

Das Relief des Dapp-Gedenksteines auf dem Friedhof weist auf eine für den Ort wichtige Persönlichkeit hin. Seit 1778 hatte Raymund Dapp das Pfarramt inne. Neben den damit verbundenen Aufgaben stand im Mittelpunkt seiner Arbeit die von ihm 1793 begründete und geleitete Industrieschule, eine neben elementarem Schulwissen auf das Erlernen handwerklicher Fähigkeiten ausgerichtete Bildungsstätte. Dapp sorgte dafür, dass Eltern die Lehrer nicht bezahlen mussten, so war das ein wirklicher Unterricht und keine verkappte Erwerbsarbeit in der Schule, eine für diese Zeit völlig neue Initiative. 

Und noch ein Hinweis: Den Schlüssel zur Besichtigung der Kirche in Schöneiche bekommen Sie  im „Heimathaus“ Dorfaue 8, Tel. 030 6491105, oder im Gemeindebüro Dorfaue 6, Tel. 030 6495135. (Uwe Donath)