Kirchen in unserer Region - Die Kirche in Fredersdorf bei Strausberg

Die Fredersdorfer Kirche wurde 1708/1709 erbaut, nachdem im Dreißigjährigen Krieg Ort und Kirche verwüstet worden waren. Hans Siegmund von Görtzke, dem Fredersdorf und Vogelsdorf 1693 als Erbe zugefallen waren, ließ den rechteckigen Saalbau mit vierseitigem Chorabschluss im Osten und eingesetztem Turm im Westen noch vor dem Bau seines Schlosses (1712) errichten. Reste der Gutsanlage, die kulturell genutzt werden, findet man auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Die von Görtzkes waren seit Jahrhunderten in der Gegend ansässig. Im Keller des Turmes befindet sich eine Familiengruft mit dreizehn Särgen, die aber nach einem Einbruch 1982 zugemauert wurde.  An den Erbauer der Kirche erinnert eine Stiftertafel von 1710 am Treppenaufgang zur Orgelempore. An der Nordostseite der Kirche entdeckt man einen barocken Rundbau, ein Mausoleum, 1780 errichtet für vier Mitglieder der Familie von Podewil. Der Außenminister Friedrichs des Großen, Heinrich von Podewil, hatte das Gut 1749 erworben.

Den Kirchturm bedeckt ein geschweiftes Helmdach, dessen Wetterfahne neben dem Baujahr der Kirche den Namen des Baumeisters, des Niederländers M. C. Maesig von der Becken zeigt, bekrönt von einem Morgenstern. Drei Glocken – eine davon aus Bronze, möglicherweise aus dem Vorgängerbau (13./14.Jh.), erklingen in h, e und f. Die Turmuhr (um 1870) geht auf den Berliner „Wurstkönig“ Verdries zurück, dem das Gut inzwischen gehörte.

Kirche Fredersdorf - Altar
Kanzelaltar

Nach dem freundlichen äußeren Erscheinungsbild ist man gespannt auf das Innere und wird beim Betreten des Kirchenschiffs auch nicht enttäuscht.

Die schöne barocke Ausstattung lenkt den Blick auf den reich gestalteten Kanzelaltar in Ädiculaform (lat. Aedicula = kleines Haus). Pilaster, gewundene, mit Weinlaub verzierte, korinthische Säulen und Engelsköpfe bilden eine harmonische Einheit. Der Kanzelkorb zeigt Jesus als guten Hirten mit den Evangelisten. Der Schalldeckel mit einer Taube als Sinnbild des Heiligen Geistes hat die Form eines Baldachins. Ganz oben,  auf dem gesprengten Giebel, steht ein Kruzifix, umrahmt von zwei Figuren, vermutlich das Stifterpaar.

Altarbild

Besonders erwähnenswert ist das Gemälde an der Vorderseite des Altartisches: Es handelt sich um das Gleichnis vom armen Lazarus (Lk 16, 19-31). Vor der Tür eines reichen Mannes liegend erbittet er die von dessen Tafel fallenden Brocken, Hunde lecken an seinen Geschwüren.

Von unten nach oben betrachtet entfaltet sich das theologische Programm des Altars, beginnend mit dem erbärmlichen Leben der diesseitigen Welt über Wortverkündigung und Heilszusage bis zur Überwindung des Todes durch Jesus am Kreuz.

Renovierungsarbeiten im Jahr 2000 brachten zur Überraschung der Gemeinde eine Vorhangmalerei an der Chorraumwand zum Vorschein.  Diese sogenannte Draperie ist typisch für die Barockzeit und bildet zusammen mit dem Altar eine Einheit, ein Gesamteindruck, den man am besten von der Orgelempore betrachten kann.

Zwei sehr wertvolle historische Ausstattungsstücke sind aus Zeiten vor dem Bau dieser Kirche vorhanden: ein Abendmahlskelch von 1624 sowie ein kleiner Tauftisch von 1695, den die Gemeinde noch bis in unsere Zeiten benutzt hat.

Auf der Westempore befindet sich eine Orgel der Frankfurter Firma Sauer aus dem Jahr 1970. Die Kassetten an der Emporenbrüstung enthalten sechs Passionsszenen, Darstellungen eines unbekannten Künstlers aus der Entstehungszeit der Kirche. Dabei auffällig – ein Emporenbild, das den betenden Jesus im Garten Gethsemane zeigt, ähnelt sehr der Darstellung am Altartisch der alten Pfarrkirche in Mahlsdorf.

Bei einem Rundgang um die Kirche fällt an der Südwand eine historische Grabplatte ins Auge. Sie erinnert an Dionysio von Walwitz, Rittmeister Sr. Königlichen Majestät zu Preußen, und seine 1712 in Fredersdorf verstorbene Frau Magdalena. (Uwe Donath)

 

Wenn Sie die Kirche besuchen wollen, hier noch einige Informationen:  

Evangelische Kirchengemeinde Mühlenfließ
Fredersdorfer Kirche
Ernst-Thälmann-Straße 15
15370 Fredersdorf-Vogelsdorf
Kirchenbüro Tel. (03 34 39) 62 22